Was ist Deep Imagery – Tiefe Imagination?

Tiefe Imagination ist eine Methode, um mit der eigenen Imagination, der eigenen Intuition und der damit verbundenen Lebendigkeit in Form von inneren Bildern in Kontakt zu kommen. 

Intuition und Imagination

C.G. Jung schreibt 1921 in „Psychologische Typen“ von den vier psychischen Grundfunktionen: Denken, Fühlen, Empfindung und Intuition. Das sind die vier Arten, in der die menschliche Psyche Sinnesempfindungen und psychische Inhalte im Bewusstsein verarbeitet.

Jede dieser Funktionen ist eine biologische Anpassung an die physiologische Welt, die sich ebenfalls in diese vier Aspekte fassen lässt:

  • das Denken wird der Tatsache gerecht, dass die Welt sich in gewisse logische Kategorien organisieren lässt (Kausalität, Zeit, Raum)
  • das Empfinden verarbeitet die Welt so, wie sie unsere Sinne wahrnehmen
  • der Intuition nach entspricht die Welt einer Gleichzeitigkeit von Möglichkeiten im gegenwärtigen Moment
  • das Fühlen verarbeitet alles in der Spieglung unserer Emotionen

In jedem Menschen ist fast immer eine der vier Arten stärker vorherrschend, während die restlichen Funktionen vernachlässigt werden, was bis zu deren Verkümmerung gehen kann. Solche Schattenfunktionen sinken im Lauf des Lebens unter die Schwelle des Bewusstseins – ins Unbewusste.

Stephen Gallegos, der Begründer der Deep Imagery beschreibt die Imagination als ebenbürtigen Teil der Intuition. Er geht davon aus, dass C.G. Jung selbst in äusserst lebendigem Kontakt mit seinen inneren Bildern stand, das aber aus Angst vor seinen Zeitgenossen, nur in geringem Maß in seine Arbeit einfließen lassen hat.

Bis heute hat sich an den Hierarchien von damals leider nichts geändert. Wir kultivieren immer noch vorwiegend die Funktion des Denkens.

Stephen Gallegos schreibt:

„Denken ist das Wahrnehmungsfenster für das wir Menschen die meiste Zeit und Energie aufbringen. Es ist die Dimension von uns selbst, mit der wir uns am meisten identifizieren. In ihr verankern wir unsere soziale Identität, die dann als Ersatz dient für die eigentlich unmittelbare Erfahrung des Daseins. Wir wurden trainiert, uns so stark auf unser Denken zu fokussieren, dass wir dazu neigen, die anderen Arten der Wahrnehmung aus den Augen zu verlieren…“

*Quelle: Dr. Eligio Stephen Gallegos: „Animals of the Four Windows – Integrating Thinking, Sensing, Feeling and Imagery“, Moonbear Press 2020 [1992]

Eine Deep Imagery Reise läuft ungefähr so ab

Dein Guide (eine Person, die das dreijährige Deep Imagery Training absolviert hat) lädt dich ein, dich zu entspannen, ähnlich wie wir das aus der Meditation kennen. Dabei ist es für dich und deinen Guide nicht notwendig, zu wissen um welche Zusammenhänge es in der Reise gehen wird. Deine Begleitung lädt dich dazu ein, dich deinem Inneren zuzuwenden, zu spüren, wie es dir geht und allem was sich zeigt, Raum zu geben und dann „ein Wesen zu rufen“. 

Dann beginnt die Geschichte/Reise und du brauchst den Part gar nicht selber zu leisten, dir eine Geschichte auszudenken, wie wir so schön sagen. Dadurch, dass du in Kontakt mit deiner Imagination bist, passiert das von ganz selbst.

Das braucht ein bisschen Zeit und manchmal eine gewisse Gewöhnung an das äußere Setting in einer Gruppe bei einem Seminar oder auch bei einer Einzelbegleitung, aber die Imagination ist fester Bestandteil der Psyche von jedem Menschen und jede*r kann damit in Kontakt kommen.

Das tolle ist, man schaltet dafür das Denken nicht aus, sondern es darf sich einfach zurücklehnen, entspannt durch das Fenster der eigenen tiefen Imagination blicken und sich überraschen lassen.